OnlineSpiele eine Sucht die niemand selbst bemerkt


Titelgeschichte: Online-Sucht oder 3000 Euro für ein Spiel

Michael für Beluga59/ Thema Onlinespiele eine unheilbare Krankheit

Jeder zweite Computerbesitzer in Deutschland, jeder dritte in Österreich/Schweiz spielt mindestens 1 Onlinespiel. MyFreeFarm, Wurzelimperium, Harttrick, Die Siedler Online etc., dazu hunderte Kriegsspiele usw.  Die Hersteller werben auf fast jeder Seite, locken mit „Jetzt gratis spielen“ oder „Baue Dein Reich“ usw.  Selbst beim TV-Glotzen sieht man Spiele die beworben werden. RTL/Sat1 Facebook, MSN und so weiter haben eigene Spiel-Portale. Es ist ein Milliarden-Geschäft.

Doch werden die Spiele ja zu 99% als „Gratis spielbar“ bezeichnet. Wie kann da Geld fliessen? Premium-Account heisst hier das Zauberwort. Wer einen Solchen hat, kann einige Dinge schneller, besser oder was auch immer erledigen. Er kann sich somit Spielvorteile kaufen.  In vielen Spielen sind diese eher gering und haben auf den Spielablauf keinen allzu grossen Einfluss. In einigen Spielen kann man sich diesen „Premium“ auch erspielen oder mit der internen Währung kaufen. Einige Spiele lassen es aber auch zu, dass alles durch Geld „kaufbar“ gemacht wird und dies verleitete Spieler dazu bis zu 3000 Euro im Monat in ein Spiel zu setzen.

Andere Spiele-Anbieter lassen wiederum „Aktionen“ zu, wenn die Spieler auf einen bestimmten Link klicken, Online etwas bestellen oder auch nur Werbung anschauen. Ja selbst Abos von Zeitschriften können so zu einem 2 Monate Premium – Account führen. Dass sie damit labile Menschen in Kostenfallen locken, scheint diesen Anbietern ziemlich egal zu sein. Viele aber haben solche Optionen nach kurzer Zeit wieder entfernt. Andere leben davon.

Onlinespiele können durch viele Optionen, Menschen derart verleiten, dass diese das Haus nicht mehr verlassen. Jugendliche bleiben der Schule fern, weil um 10:12 Uhr die Kampfflieger zurück kommen, weil man um 11:00 Uhr noch den Ausbau von Gebäude xx „anstupsen“ muss. Es gibt 1000 Gründe um immer wieder zu einer bestimmten Zeit Online zu gehen, um im Spiel selber nach dem rechten zu sehen,  Man will besser werden, besser sein, man will gewinnen.

Es sind aber nicht nur die Jugendlichen die sich hier nicht beherrschen können und dabei Familie, Schule, Freunde und Hausaufgaben vergessen, nein auch Erwachsene kommen ihren Verpflichtungen nicht mehr nach. So berichtet ein Hartz-4 Betreuer, dass er Personen betreue, die wegen solchen Spielen nicht einmal mehr die amtlichen Termine oder gar Vorstellungsgespräche wahr nehmen.

Niemand der Betroffenen fühlt sich süchtig.

Die grösste Gefahr einer Online-Spiele-Sucht ist, dass man sich selber aus der Gesellschaft ausgrenzt, keine Zeit mehr findet um sich mit Freunden zu treffen, die Familie wird zweitrangig und was zu tun ist wird in den Spielpausen erledigt. Hobbys werden zurück gestellt und so läuft der Niedergang bis zum Tage X.  Personen die noch eine Arbeitsstelle haben, riskieren sogar ihre Kündigung  indem sie zu spät erscheinen sich Krank melden oder gar am Arbeitsplatz weiter spielen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Da einige Spiele auch auf den Smartphons zu spielen sind, ist diese Gefahr auch immer grösser geworden.

Aus dem Suchthilfeforum entnehmen wir folgende Post

„..erst als wir im Kino waren und meine Frau mitten im Film den Vorführraum verliess um ihre „Spargeln“ in einem Online-Spiel zu giessen, bemerkte ich, dass meine Partnerin Krank war….“

oder

„..1350 Euro verlangte unser Telefonanbieter, 1190 davon waren für Onlinespiele ausgegeben. Wir beide leben von Hartz4 und können dies unmöglich zahlen.“

oder

„Ich begann meinen Tagesablauf so einzurichten, dass ich alle 4 Stunden nach meinem Account sehen konnte, auch Nachts mit Wecker……“

Bei solchen Symptomen kann man nicht nur von einer Sucht sprechen, sondern von einer ernsten Krankheit die keine Medikamente kennt. Neben dem sozialen Abstieg und Elend führt sie zur seelischen Verarmung und dem Verlust des realen Lebens. Sehr oft, wenn nicht beide Partner betroffen sind, kann es auch zur Trennung in der Partnerschaft/Familie führen. Die Betroffenen suchen dann „Trost“ oder „Anerkennung“ in den Foren der Spiele. Hier sind sie, da sie das Spiel ja beherrschen, scheinbar anerkannt. Anerkannt von anderen virtuellen Wesen, versteckt hinter Pseudonymen. Sie werden inspiriert noch mehr in das Spiel / die Spiele zu investieren als schon bisher und werden erst beim totalen finanziellen und sozialen Niedergang aufwachen. Zu spät für viele. Makaber daran, ist einmal kein Geld mehr da, versuchen viele dieser Personen, mit mehr (Zeit) Einsatz dies wett zu machen und investieren so wohl kein Geld mehr, aber immer mehr von ihrer Zeit.

Das spielen wird zum Leistungsausweis.

Spricht man mit Betroffenen, sind diese oft der Überzeugung, dass sie mit ihren Leistungen im Spiel, auch etwas tun.  Wenn sie eine Spiel-Runde erledigt haben in der Rangliste ein Platz nach oben gekommen sind, ist bei vielen im Bewusstsein, auch etwas geleistet zu haben. Dass es sich nur um ein Spiel handelt, wird zur Seite gestellt. Viele gestehen auch ein, dass es während ihrer Spiel-Phase sehr störend ist, wenn Freunde oder Familienmitglieder zu dieser Zeit etwas wollen. Man wird gehässig, gibt, wenn überhaupt, nur noch kurze Antworten. Man will jetzt Spielen, alles andere kann warten. Hilfe bei Hausaufgaben bei den eigenen Kindern, Job, das Einkaufen, Kochen, wirkliche Spielen, die Probleme der Kinder oder des Partners, alles ist in eine andere, unwichtigen Welt entschwunden.

Man ist Krank, sehr Krank und bemerkt es nicht.

Diesen Beitrag haben wir lange Zeit als Entwurf bei uns. Erst als wir heute morgen ein Mail erhalten haben, wo sich ein Leser/Leserin über das Spiel KapiWorld aus dem Hause Upjers aufregte, holten wir diesen wieder hervor.  Das Mail zeigt seinen/ihren Standpunkt und wie ernst ein Spiel genommen werden kann.

…Hallo Beluga59

Das ist doch Abzocke und Betrug. Im Spiel Kapiworld ging gestern einen neue Welt (2) auf. Und 20 Stunden später hat ein Spieler bereits 100 Gebäudes (maximale Anzahl mit Premium) aufgebaut. Dazu benötigte er mindestens 2000 Euro. Ich vermute dass Upjers hier mit Absicht Accounts eröffnet, damit andere Spieler mehr investieren um gleich gut zu sein, es kann ja nicht sein dass jemand 2000 Euro in eine Simulation einer virtuellen Welt investiert… Wenn doch ist dies doch kein Spiel mehr, wo der Hersteller solche unfairen Optionen erlaubt. Ein normaler Spieler braucht dazu Wochen wenn nicht Monate.

Es sei mal dahingestellt wie und warum es möglich ist im obigen Spiel mit Geld solche Vorteile zu erhalten. Vielmehr interessiert mich, warum sich der Leser/Leserin derart aufregen kann in einem Spiel. Natürlich werden so die eigenen Leistungen die man als „Gratis-Spieler“ einbringen kann, zunichte gemacht. Ein ehrliches Messen der eigenen Taktik/Strategie etc. ist so nicht möglich. Aber es ist doch ein Spiel. Dazu ist zu sagen, dass die Spiele von Upjers.com sehr beliebt sind und alle weisen das Merkmal auf, dass man mit Geld sehr viele Vorteile erkaufen kann. Dies wird diesem Hause auch immer wieder vorgeworfen. Aber alle Spiele sind auch, wie angegeben, gratis zu spielen, in denen die wir kennen, kann man mit der Zeit sogar den Premium intern erspielen. Unser Admin (Beluga59) spielt selber bei einigen Spielen mit.

Der Vorwurf Abzocke oder Betrug, wäre eventuell gegeben, wenn Upjers wirklich selber Account erstellt, die andere dazu verleiten sollen, mehr Geld zu investieren. Zumindest Arglist wäre da gegeben. Dies aber zu beweisen wird ein Ding der Unmöglichkeit und wir wollen diesem Hause dies auch nicht vorwerfen. Eventuell schreibt Beluga59 mal noch was dazu.

Der niederländischen Kulturanthropologen Johan Huizinga erklärt das Spiel folgendermassen (Quelle Wikipedia).

Spiel ist eine freiwillige Handlung oder Beschäftigung, die innerhalb gewisser festgesetzter Grenzen von Zeit und Raum nach freiwillig angenommenen, aber unbedingt bindenden Regeln verrichtet wird, ihr Ziel in sich selber hat und begleitet wird von einem Gefühl der Spannung und Freude …..

Das Wort Abzocke oder Betrug ist also hier in einem Online-Spiel gar nicht möglich, da jeder der ein Spiel spielen will, dies ja willentlich und freiwillig tut und zu keiner Zahlung gezwungen wird. Das Links im Spiel dazu verführen, Angebote anzunehmen die wiederum zu Kostenfallen oder Abzocke führen, kann als fraglich dahingestellt sein, verurteilen kann man es eher nicht. Das mit echtem Geld die Möglichkeit besteht „Vorteile zu kaufen“, kann man auch nicht als verwerflich ansehen.

Helfen Sie diesen Menschen

Sie haben selber solche Menschen in Ihrem Umfeld, oder gar einen Partner, der/die der Spielsucht im Internet erlegen sind? Stellen Sie selber fest, dass Ihre Kinder nur noch vor der Glotze und dem PC sitzen? Helfen Sie diesen Menschen bevor es zu spät ist. Versuchen Sie dabei nicht die Spiele schlecht zu machen oder zu verbieten. Zeigen Sie den betroffenen ihren eigenen Spiegel, zeigen Sie auf was das Leben lebenswert macht. Helfen Sie mit Geduld und Einsicht.  Es gibt in vielen Städten Suchthilfen oder Stellen bei denen man sich als Betroffene(r) Hilfe holen kann. Googlen Sie mit den Suchworten „Suchthilfe“ und Ihrer Ortschaft.

Lassen Sie sich helfen oder helfen Sie den Betroffenen.

Informativ:

23.9.2013 Internetsucht >>>

So gelingt der Entzug >>>

WoW: Es gibt viele Spiele die süchtig machen, aber nur eines das Dein Leben zerstört. WoW >>>

4 Antworten zu “OnlineSpiele eine Sucht die niemand selbst bemerkt

  1. Von Online Spielen süchtig zu werden ist allerdings ein wirklich großes Problem, vor allem weil man es meist gar nicht selber merkt. Daher sollte man den Kontakt zu wirklichen echten Freunden nicht verlieren, diese machen einen dann häufig darauf aufmerksam!

  2. Sicherlich sind Onlinespiele nicht ganz ohne, aber man kann nicht grundsätzlich davon ausgehen, dass man bei solchen Spielen süchtig wird. Natürlich muss man sich da auch selbst kontrollieren und bei Jugendlichen spielen die Eltern eine große Rolle, die Einfluss auf das alles nehmen können und sollten, um ein Suchtverhalten zu verhindern. Aber um zwischendurch damit zu spielen, sollte eigentlich nichts dagegen sprechen.

  3. Alles, was man in zu hohem Maße betreibt, kann süchtig machen, eben auch Onlinespiele. Über die Zusatzdienste werden diese Spiele finanziert. Sie stehen kostenlos jedem User zur Verfügung.

    Wer nun einen Zusatzdienst bucht, der wird ähnlich wie in einem Onlineshop, ausdrücklich auf die Kostenpflichtigkeit hingewiesen, ja, er muss es sogar explizit bestätigen. Ein Kauf „aus Versehen“ ist somit eigentlich ausgeschlossen. Spiele, die dies anders handhaben, sollte man kritisch sehen und gegebenenfalls Hilfe bei der Verbraucherzentrale einholen.

    Natürlich ist es von Mensch zu Mensch unterschiedlich, wie sehr suchtgefährdet er ist. Da Spielsucht aber heute leider oft verbreitet ist, wäre es schön, wenn die Spiele-Hersteller bzw. -Betreiber auf jeder Seite einen Link zur Suchtberatung setzen würden und vielleicht auch darüber nachdenken sollten, monatliche Obergrenzen für kostenpflichtige Zusatzdienste zu setzen. Da sie aber ihr Geld damit verdienen, ist es wohl eher ein Wunschgedanke, der möglicherweise nur gesetzlich durchzusetzen wäre.

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